Netzneutralität – das ungeliebte freie Internet

Die FCC (Federal Communications Commission) hat heute in den USA das freie Internet, mit der Begründung das freie Internet schützen zu wollen, indem man praktisch alle Regeln abschafft, beendet [1]. Also die Regeln für die Netzwerkbetreiber, Kunden und Diensteanbieter werden in Zukunft mit spannenden neuen Regeln und Gebühren rechnen müssen.

Konservative Politiker in aller Welt tun sich seit Jahren damit hervor, dass sie die Zusammenhänge im Internet nicht verstehen – oder absichtlich ignorieren. Letztes wahrscheinlich im Sinne ihrer jeweiligen Auftraggeber. So faselte ja schon Digitalkommissar Oettinger immer wieder davon, dass Netzneutralität Unfälle von autonom fahrenden Autos verursachen könnte und bezeichnete uns PIRATEN als Taliban [2].

Das ist natürlich völliger Unsinn. Erstens braucht ein autonom fahrendes Auto keine Internetverbindung um unfallfrei zu fahren. Zweitens hat Netzneutralität nichts damit zu tun, dass Echtzeitdaten, wie z.B. Telefonate, “Vorfahrt” haben. Netzneutralität bedeutet, dass die Daten nicht bevorzugt werden – unabhängig davon, von wem sie kommen.

Oettingers Ernte zeichnet sich langsam ab. Die “innovativen neuen Dienste” beginnen auf dem Markt zu erscheinen. Vodafone zum Beispiel bietet jetzt einen Mobiltarif, bei dem besondere eigene Angebote oder Angebote von Drittanbietern, die “Schutzgeld” zahlen, nicht auf das Datenvolumen angerechnet werden. So zaghaft werden die Anbieter im Mutterland des Raubtierkapitalismus kaum vorgehen.

“Schutzgeld” ist die korrekte Bezeichnung dafür, was die Netzwerkbetreiber von Inhalteanbietern einfordern. Denn der Vorgang ist direkt vergleichbar mit Wegelagerei. Die Aufgabe des Netzwerkbetreibers ist ja eigentlich den Lieferweg zum Kunden zur Verfügung zu stellen. Dafür bezahlt der Kunde auch. Die Netzwerkbetreiber möchten jetzt aber gerne noch von den Lieferanten kassieren – für einen Dienst, den sie vom Endkunden bereits bezahlt bekommen.

Und möglichst möchten sie auch noch selber Dienstanbieter sein. Komisch, die Daten von der Konkurrenz kommen seitdem irgendwie langsamer durch… Das Geschäftsmodell kennt man schon länger, es beruht auf dem Prinzip: Nette kleine Website die Sie da haben, wäre doch echt schade wenn der was passiert…

Was die FCC da heute gemacht hat ist ein weiterer Schritt weg von einer freien Gesellschaft. Hin zu einer Gesellschaft, in der der Informationsfluss durch Großkonzerne gesteuert und kontrolliert wird. Wer bezahlt bestimmt die Inhalte. Wer nicht bezahlt findet den Weg nicht mehr zum Kunden. Das betrifft nicht nur Waren, sondern jede Form von Information. Im Zweifelsfalle auch die darüber, welcher Konzern welche Politiker gekauft hat.

Und man bedenke, der Kunde kann sich nicht mehr frei aussuchen, welche Informationen direkt und ohne Bevormundung schnell zur Verfügung stehen.

Schöne neue Welt… Brave New World…

Quellen:
[1] https://www.heise.de/newsticker/meldung/USA-Netzneutralitaet-wird-abgeschafft-3918679.html
[2] https://dos.piratenbrandenburg.de/2015/03/11/fatwa-gegen-oettinger/