…das könnte glatt der Titel von einem Horrorfilm sein. Lausitzring, Chipfabrik, Cargolifter, BER. Und wird jetzt als nächstes die Tesla Gigafactory in den (märkischen) Sand gesetzt?

Am 14.2. hatte das Verwaltungsgericht Frankfurt (Oder) den Antrag der Liga Brandenburg sowie vom Verein für Landschaftspflege und Artenschutz in Bayern (VLAB) abgelehnt. Die Rodung des Geländes für die neue Gigafactory von Tesla konnte damit weiter gehen. Am vergangenen Donnerstag hatte man begonnen, den Forst bei Grünheide zu roden. Zuvor hatte die obere Naturschutzbehörde diese Maßenahme genehmigt. Es gab jedoch die Auflage, das Tesla die Rodung auf eigenes Risiko durchführt.

Am Samstag, den 15.2. kam am Nachmittag dann plötzlich die Nachricht, dass das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg einen einstweiligen Stopp der Rodung angeordnet habe. Die Grüne Liga hatte einen Einspruch eingelegt, weil die Rodung derart schnell voran ginge, dass hier vollendete Tatsachen geschaffen werden, bevor es zu einem ordentlichen Verfahren käme.

Was man hier deutlich in Frage stellen muss ist, was die Motivation der Grünen Liga ist hier zu klagen. Der BUND hat ausdrücklich davon abgesehen gegen die Rodung zu klagen [1], unter anderem, weil eine Verzögerung der Arbeiten dazu führen würde, dass diese dann in die Wachstumszeit und die Brutzeit der Vögel fallen könnten. Wenn man sich ansieht, um was für einen Baumbestand es sich handelt, stellt sich ohnehin die Frage, warum jemand dagegen klagt, diesen zu “ernten”, denn es handelt sich um eine Nadelholzplantage. Zudem ist Tesla verpflichtet an anderer Stelle die dreifache Fläche mit Mischwald aufzuforsten. Umweltseitig ist dies also sogar ein deutlicher Gewinn, da die Monokultur durch einen richtigen Wald ersetzt wird.

Vor Ort befindliche Ameisenvölker sollen umgesiedelt werden. Alle Bäume wurden nach Fledermäusen abgesucht, aber nur zwei Höhlen mit zusammen ca. 4 Tieren wurden gefunden. Diese Bäume sollen vorerst stehen bleiben. 400 Nistkästen sollen aufgehangen werden und im Frühjahr soll das Gelände nach überwinternden Tieren, unter anderem Zauneidechsen, abgesucht werden, um diese umzusiedeln [2]. 

Natürlich gibt es bei einem so großen Projekt diverse Fragen und es ist nicht einfach alle Interessen zu berücksichtigen. Immerhin sollen hier recht kurzfristig mehrere 1000 Arbeitsplätze entstehen. Da gibt es viele Probleme zu lösen, alleine was die Infrastruktur betrifft. Ein großer Vorteil dabei ist, dass sich das Gelände direkt an einer Bahntrasse befindet. Ein Anschluss für Pendler und Materialtransport ist also verhältnismäßig einfach möglich. Auch Fragen, was den Straßenverkehr, die Wasserversorgung und die Wohnungssituation betrifft, werden zu klären sein. Aber auch das sollten keine unüberwindbaren Hindernisse darstellen.

Insgesamt ist das Projekt Gigafactory 4 eine große Chance für die Region, die es zu gestalten gilt. Sie zu verhindern, wäre keine gute Idee, denn hier werden Arbeitsplätze in einem schnell wachsenden Sektor geschaffen. Hoffentlich setzt sich hier nicht Brandenburgs schlechte Historie der Großprojekte fort.

Am Nachmittag des 15.2.2020 waren wir Piraten vor Ort, um uns einen Eindruck zu verschaffen. Wenn man bedenkt, dass die Rodungsarbeiten erst am 13.2. begonnen wurden, ist es beeindruckend, mit welcher Geschwindigkeit hier gearbeitet wird. Zum Zeitpunkt der Aufnahmen war von der Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts noch nichts bekannt.

[1] https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/auto-gruenheide-mark-brandenburger-bund-will-tesla-rodung-nicht-stoppen-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-200214-99-914464
[2] https://www.rbb24.de/wirtschaft/thema/tesla/beitraege/tesla-brandenburg-elektro-auto-hersteller-umweltschutz-gruenheide-oder-spree.html

  1. Jana Weinert

    Ihr Piraten solltet noch ein wenig kritischer schauen. Elektroautos sind keine Lösung, um den Klimaschutz voranzutreiben, und schon gar nicht, wenn dafür Wald gerodet wird, der zwar eine Plantage ist, aber dennoch die Chance bietet, als Wald gewandelt zu werden. Du kannst solche Wäler peu a peu in Mischwälder wandeln. Aber nicht mit Kahlschlagmethoden, und schon gar nicht, wenn dort ein Industriegebiet drauf steht. Grünheide ist eine wunderschöne Gegend. Warum wird Tessla nicht dort angesiedelt, wo Industreibrachen sind. Auch davon gibt esgenug im Land Brandenburg!!!

    • Jana Weinert

      Ok. Tesla wird mit einem s geschrieben. 🙂 Aber dennoch bin ich dafür, die Anlage anders zu platzieren, irgendwohin, wo ein Industriestandort brach liegt. Rüdersdorf? Lausitz? Oder alte ausgediente Kasernengelände? Warum ein Stück Landschaft?

      • Guido Körber

        Also das Gelände ist schon sehr lange als Gewerbegebiet ausgewiesen, auf einem Teil davon sind in den 1990ern erst Gebäude abgerissen worden und danach wurde zur Papier- und Kartonproduktion Kiefernwald gepflanzt. Um daraus eine Mischwald zu machen, müsste der Großteil der Bäume ohnehin weg.
        Alleine schon, dass auf 90 Hektar nur vier Fledermäuse gefunden wurden, sagt etwas darüber aus, wie minderwertig dieser “Wald” ist. Die meisten Leute kennen ja nur diese Holzplantagen. Aus dem macht man nicht so einfach einen Wald.
        Ein anderes Gelände zu nehmen hat dann ja auch mit diversen Fragen zur Fläche und Infrastruktur zu tun.
        Eine Gigafactory braucht eine geschlossene Fläche von ca. 1 Quadratkilometer. Ein wichtiges Konzept der Gigafactory ist die horizontale Integration der Fertigung, also alle Fertigungsschritte finden unter einem Dach statt. Damit reduziert sich der Aufwand für die Logistik und so auch der ökologische Fußabdruck der Produktion. Es ist aber nicht ganz so einfach so ein großes Gelände zu finden, das dann auch noch nahe an einer Autobahn und Eisenbahnstrecke ist. Das sind weitere Faktoren, die den ökologischen Fußabdruck reduzieren.
        Der Baumbestand in der ganzen Gegend ist in einem nicht besonders guten Zustand. Die Nadelbäume kommen mit der Trockenheit im Sommer nicht gut klar und sind für unsere Sandböden nicht gut geeignet. gepflanzt hat man die, weil sie schnell Holz produzieren. Entsprechend ist es ohnehin notwendig dort etwas zu tun. Bevor man darauf wartet, dass die chronisch finanziell knapp aufgestellten Gemeinden etwas tun, oder das Land sich dazu entschließt, ist es wohl schneller und besser, wenn dieses Stück jetzt geerntet wird (nichts anderes wäre regulär ohnehin dran gewesen…) und dafür an anderer Stelle drei mal so viel neuer Mischwald gepflanzt wird.

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